Dürkoppwerke Bielefeld
Die Bielefelder Dürkoppwerke, die sich am Bielefelder Altstadtring befinden, wurden umfassend saniert, zu modernen Wohnlofts umgebaut und ergänzt.
Über ein Jahrhundert mit den Dürkoppwerken verbunden, verkörpert das Straßengeviert mit seiner umgenutzten Industriearchitektur die Keimzelle eines wesentlichen Teils der Industriegeschichte Bielefelds. Auf dem Gelände stand das stadtbildprägende Holzlager mit dem Wasserturmgebäude.
Nun wurde das großräumigen innerstädtischen Industrieareal und Fabrikgebäude des Kleinmaschinenherstellers Dürkopp saniert und umgenutzt, mit der Forderung, den Bestand zu integrieren und insgesamt zu vitalisieren. Die Historie überlagert und verschneidet sich mit neuen Strukturen. Bei der Instandsetzung wurde die Materialeigenständigkeit des Bestandes erhalten und neue Baukörper implementiert.
Den Innenhof des neuen Wohnquartiers bestimmen ein flaches Wasserbassin und Grünflächen. Im Hauptgebäude sind Wohnungen und Büros untergebracht. In einem weiteren Gebäude auf der Südseite befinden sich nur Wohnungen. Dort, wo alte Verbindungstrakte und Hallen abgerissen wurden, werden die Wände durch eine vorspringende Industrieglas-Wand hervorgehoben. An der Marktstraße im Süden hebt sich der neu eingefügte Gebäuderiegel mit 14 Wohnungen zwischen den alten Klinkerbauten hervor. Das Quartier schottet sich nicht von der Stadt ab.
Im Außenanlagenkonzept wurden die Altgebäudelinien in Form von Wasser sowie Grün- und Pflasterflächen aufgenommen.
„Der Umgang des Architekten mit dem ehemaligen Industriegeländes und seiner erhaltenswerten Bausubstanz ist insofern überraschend, als es nicht darum ging, den Bestand über seine tatsächliche Bedeutung hinaus zu schützen oder gar auf irgendeiner willkürlich gewählten Entwicklungsstufe wieder herzustellen. Vielmehr wurde das ursprünglich nahezu vollständig überbaute Grundstück für eine Umnutzung erst dadurch interessant, dass die großen eingeschossigen Hallenzonen, die heute als Freiräume den Straßenraum der Marktstraße durch öffentlich zugängliche Höfe aufweiten, wie auch mehrgeschossige Verbindungstrakte im Kern und am westlichen Rand ersatzlos entfernt wurden. Dennoch ist mit diesen baulichen Veränderungen die Geschichte des Grundstücks nicht ausgelöscht worden. Vielmehr entwickelte Rainer Kresing für das Zusammenspiel von alten und neuen Elementen ein Puzzle aus Materialwechsel uns Wasserbecken, das es dem findigen Betrachter erlaubt, den ursprünglichen Zustand in Teilen einigermaßen exakt zu rekonstruieren: eine Denkmalpflege mit virtuellen Ergänzungen. Überall dort, wo an den heute umgenutzten Altbauten die Fassade früher durch Anbauten verdeckt war, zeigt der Architekt nicht die historische Ziegelfassade, sondern eine daran aufgehängte, vorspringende Fassade aus gereihten grünlichen Industrieglas-Elementen.“
Klaus-Dieter Weiß in Bauwelt 28/2000
Fotos: Klemens Ortmeyer
Wettbewerb 1. Preis
Fertigstellung: 2001
BDA Preis Ostwestfalen-Lippe
Bielefeld